Am Holzmarkt 4: Leibnizhaus (1652; 1980-83)
»So lange wir überhaupt noch etwas wollen, warten wir auf ›den Besuch‹. Und wenn wir nicht mehr warten, dann wollen wir nicht mehr, dann sind wir tot. Schopenhauer sagt: Wenn wir jung sind, sitzen wir immer wartend, und wenn es draußen an der Haustüre klingelt, dann sagt unsre Hoffnung: Jetzt, jetzt kommts! Dann aber werden wir reif und alt. So viele hunderte Male hat es draußen geklingelt. Und immer wieder zuletzt eine Enttäuschung. Jede Enttäuschung nahm uns etwas Leben und gab uns etwas Weisheit. Horch! Draußen hat es geklingelt. Unsere Angst, unser Grauen sagt: Jetzt kommts! Und eines Tages steht der Tod draußen. Der letzte Besucher. Aber das nehme ich mir vor. Wenn ich dann im Grabe liege und es klingelt draußen und Gottes Posaunen tönen zum Auferstehungstag, dann sage ich: Nein! Jetzt bin ich nicht mehr so dumm! Jetzt warte ich auf gar nichts mehr! Ich stehe nicht auf! Ich bleibe liegen!!!«