Gibt es Geschäfte, in denen es eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt? Ja. Banken und Sparkassen. Hier gilt keine Maskenpflicht. Das Land möchte so offenbar gewährleisten, daß normale Kunden in den Filialen von Bankräubern zu unterscheiden sind. (Pressemitteilung aus dem Frühjahr 2020)
Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? (Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper, 1931)
Zwei CDU-Parteimitglieder unterhalten sich.
A: Wenn ich an manchen Tagen die Zeitung aufschlage, natürlich die ›Große Frankfurter‹, was sonst?, dann frage ich mich, ob es nicht besser gewesen wäre, sie nicht aufzuschlagen.
B: Ach, was ist denn passiert? Schon wieder ein Raubüberfall auf einen Juwelierladen? Wie gehen denn übrigens die Geschäfte in Ihrem Juwelierladen?
A: Lassen Sie uns gar nicht erst damit anfangen, über die Geschäftslage zu reden. Aber in gewisser Weise haben Sie ins Schwarze getroffen mit Ihrer Frage. Viel schlimmer kann es schon gar nicht mehr kommen. Hier (reicht Herrn B die Zeitung herüber). Da, ich habe die betreffende Seite schon aufgeschlagen. Wirtschaftsteil, Seite 17.
B: (liest laut vor): »Nach Bekanntwerden interner Ermittlungsergebnisse aus dem Bundesgesundheitsministerium zur überteuerten Maskenbeschaffung in der frühen Corona-Zeit wächst der Druck auf das Haus von Nina Warken und auf ihren Vorvorgänger Jens Spahn (beide CDU). Hintergrund sind die Ergebnisse der Aufklärungsbeauftragten im Ministerium. Diese hatte Warkens Vorgänger Karl Lauterbach (SPD) eingesetzt, weil der Bundesrechnungshof Kritik an Spahns Maskeneinkauf geübt hatte und weil das Ministerium viele Klagen gegen Lieferanten verloren hatte, die sich geprellt sahen. Das Prozeßrisiko für die Steuerzahler beträgt bis heute 2,3 Milliarden Euro.« Donnerlüttchen, da liegt der Hund begraben.
A: (nimmt Herrn B das Blatt aus der Hand und liest weiter): »Der Zeitung liegen exklusiv Teile der Arbeitsergebnisse der Aufklärungsbeauftragten vor. Demnach könnte der Schaden für die Steuerzahler noch viel höher sein als angenommen. Vermutlich hat das Gesundheitsministerium in der Anfangsphase der Pandemie im Frühjahr 2020 bis zu 623 Millionen Euro zu viel gezahlt, obgleich die Fachabteilung des Hauses zu wesentlich niedrigeren Preisen geraten hatte. Das wären noch einmal 156 Millionen Euro mehr als bisher bekannt. Wichtige Teile des öffentlichen Preisrechts hat das Ministerium entweder nicht gekannt oder ignoriert. Die Milliardengeschäfte könnten daher nichtig sein.«
B: Das ist ja furchtbar, ganz furchtbar. Der arme Jens Spahn, den habe ich immer für einen ordentlichen Politiker gehalten, der hat doch schon während der schrecklichen Pandemie in einer Rede im Bundestag gesagt: »Wir werden einander viel verzeihen müssen.« Und dann hat er nach dem Ende der Pandemie daraus ein ganzes Buch gemacht. Ob er es selbst geschrieben hat? Das weiß man bei Politikern aller Couleur nie so genau. Egal, das Buch hat auch einen Untertitel: ›Wie die Pandemie uns verändert hat – und was sie uns für die Zukunft lehrt. Innenansichten einer Krise‹.
A: (mit grimmiger Miene) Sätze wie diese sind wie ein Bumerang, sie kommen zurück und treffen den Sprecher. Denn jetzt kommt’s. Hören Sie zu (liest weiter aus dem Artikel vor): »Spahn hat gegen mehrfache, sehr ausdrückliche Hinweise seiner Mitarbeiter in der Abteilung 1 des Ministeriums einen sehr viel höheren Preis mit Gewalt durchgesetzt.« Mit Gewalt! Gegen die ausdrücklichen Hinweise der Mitarbeiter!
B: Ogottogott, ogottogott! Das hätte ich dann doch nicht gedacht, daß dieser sympathische junge Mann zu sowas fähig ist. Was hat er sich dabei bloß gedacht. Wer gibt schon gern freiwillig mehr Geld aus als nötig ist? Ich sage doch auch im Kaufmannsladen um die Ecke nicht: Ach, berechnen Sie ruhig mehr als mein Einkauf eigentlich kosten würde, ich hab’s ja. Und warum sollte ich Ihnen nicht eine Freude machen und völlig überteuerte Waren kaufen.
A: Hier kommt die Pointe der Geschichte! Sind Sie bereit?
B: Nun spannen Sie mich doch nicht so auf die Folter!
A: (liest): »Man könnte vermuten, daß Spahn das für seine CDU-Freunde unter den Maskenhändlern gemacht hat.«
B: (völlig entgeistert, schluckt und spricht dann nur stockend weiter): Aber…das…ist…doch…nicht…möglich. Das macht man doch nicht, und wenn man auch ein noch so loyales Parteimitglied ist. Als Minister ist er doch dem Staatswohl, dem Allgemeinwohl verpflichtet. Artikel 56 des Grundgesetzes! »Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.«
A: Ja, die Papierfassung einer Eidesformel klingt immer sehr schön und erhaben, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. (Macht eine Handbewegung nach unten, wie als schließe er den Deckel eines Sarges): Der Mann ist erledigt. Toast, wie man in den Vereinigten Staaten sagt. Und man muß ihn ganz, ganz schnell loswerden. Der ist das reinste Leichengift. Raus damit aus der Partei. Ein Parteiausschlußverfahren muß sofort ingang gesetzt werden. Der zieht uns alle in den Abgrund. Wie stehen wir als Partei denn jetzt da? Wir sind doch Christenmenschen und nicht Betrüger und Parasiten, die auf dem Rücken des Steuerzahlers sich zugunsten von Parteifreunden bereichern und wie die Made im Speck des Staatskörpers verhalten. Das sind doch die Gründe, weshalb so viele Leute diese AfD-er-Partei wählen. Ich kann förmlich die Wut riechen, die die Wähler ergreift, wenn Sie solche Meldungen hören.
B: Ich bin fassungslos. Wer hätte das gedacht, daß so etwas möglich ist, und das zu einer Zeit, wo Millionen Menschen vom Tod durch das Virus bedroht waren. Und da kommt dieser Kerl daher und schustert seinen Parteikumpanen die völlig überteuerten Preise zu. Dieser Zynismus! Und dann stellt der sich auch noch im Bundestag hin und sagt: »Wir werden einander viel verzeihen müssen.« Ja, das schlägt doch dem Faß den Boden aus! So ein Schweinehund, so ein elendiger! Tut so, als sei er vom Allmächtigen dazu bevollmächtigt, sich selbst vorab zu entschuldigen und zu entschulden, wo er gerade krumme Dinger als Minister gedreht hat. In China würde man ihn nicht nur aus der kommunistischen Partei ausschließen, der würde im Schnellverfahren liquidiert werden, als chinesischer Volksschädling.
A: Nun beruhigen Sie sich doch. Es wird ja sicher wohl weitere Konsequenzen geben. Das heißt: noch ein Untersuchungsausschuß mit weiteren Einzelheiten. Aber im Endergebnis, da können Sie Gift darauf nehmen, wird garantiert nichts dabei herauskommen. Man kennt das doch schon von den mit schöner Regelmäßigkeit publizierten Berichten des Bundesrechnungshofs. Jedesmal liest man darin die haarsträubendsten Dinge über sinnlose Steuergeldverschwendung. Aber haben Sie jemals gelesen, daß einer der Schuldigen dafür ins Gefängnis gewandert ist? Natürlich nicht, wir sind ja in Deutschland. Und erst recht Politiker sind absolut gefeit gegen diese Angelegenheiten.
B: Diese Type ist seit kurzem Fraktionsvorsitzender der CDU-CSU-Bundestagsfraktion. Und ich sage: heraus mit ihm! Wie auch aus allen anderen Ämtern und Mitgliedschaften. Der ist auch Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung. Man denke! Was hat der Altbundeskanzler Ludwig Erhard alles für das deutsche Wirtschaftswunder getan, alles im Dienste des Allgemeinwohls. Friedlich hat er seine tägliche Zigarre geraucht, und nun haben Schakale Platz genommen am reichlich gedeckten Tisch der deutschen Nation. Selbst wenn man diesem Spahn sein Wohnhaus wegnehmen und sein Privatvermögen beschlagnahmen würde, die Summe aller Werte ergäbe auch nicht annähernd die Summe, die er durch sein betrügerisches Verhalten den deutschen Staat gekostet hat. Wir sollten eine Unterschriftenaktion starten und alle CDU-Mitglieder zum Austritt aus der Partei auffordern, wenn nicht unverzüglich dieser Spahn aus der CDU hinausgeworfen wird!
A: Nun, manchmal reicht die Maske eines Biedermanns eben aus, um einen Banküberfall durchzuführen.