In der Woche vor dem christlichen Osterfest, wo an drei Abenden hintereinander wieder die heidnischen Osterfeuer emporflammen werden und der dabei in die Gegend geschleuderte Feinstaub der Luftverpestung durch die Sylvester-Feuerwerke mengenmäßig gleich kommt, sieht man in den Kaufhäusern vielerlei in bunte Folien eingekleidete Osterhasen und Ostereier. Schokolade ist der Hauptbestandteil dieser fröhlichen Frühlingswaren, aber für den besonderen Geschmack gibt es auch Figuren und Formen, die aus Marzipan bestehen.

In einer Ausgabe der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ (FAZ v. 27. März 2024, Nr. 74, S. 9) hat ein Lyriker, den Wikipedia »zu den anerkannten Dichtern des wiedervereinigten Deutschlands« hinzugerechnet hat, ein vorösterliches Gedicht veröffentlichen lassen. Es heißt ›Deutsche Hörer‹ und besteht aus zwei Teilen. Der zweite Teil geht so:

Lübecker Marzipan wünschte
mein Vater sich immer
zu Weihnachten, er mochte
den herben Mandelgeschmack
in Gedanken an Thomas Mann
den er gern las am liebsten laut
vorlas im kleinen Kreis der Familie

Gewiß, die Erwähnung von Weihnachten kurz vor Ostern ist vielleicht ungewöhnlich, aber es fällt einem Lyriker nicht immer zur passenden Zeit das in die Zeit passende Gedicht ein. Diese Zeilen aber regen dazu an, sich selbst einmal als Dichter zu versuchen, und das geht ganz einfach:

Cutty Sark Whisky wünschte
mein Vater sich immer
zu Weihnachten, er mochte
den herben Malzgeschmack
in Gedanken an Charles Bukowski
den er gern las am liebsten laut
vorlas im kleinen Kreis der Familie