Wenn der ›David Hume Tower‹ in Edinburgh »mit Rücksicht auf Empfindlichkeiten von Studierenden« (F.A.Z v. 14.9.2020) umbenannt worden ist (David Hume wurde als Rassist enttarnt) und in Ulm künftig die expressionistisch gestaltete Melchior-Figur (als Teil der Heiligen Drei Könige) nicht mehr zu sehen sein wird, weil das Kunstwerk mit »wulstigen Lippen« (F.A.Z. v. 8.10.2020) dargestellt wird, dann darf man dies als neuen Höhepunkt der Identitäts-Politik feiern, unter dem Signum ›Cancel Culture‹ sich in der politischen Zielrichtung weiter vereindeutigend. Es wird erst ein Ende haben, wenn alles vereinheitlicht sein wird, wenn die ›Monotonisierung der Welt‹ (Stefan Zweig, 1925) die kulturelle Stufe erreicht hat, wo es keine markanten Merkmale des Menschlichen mehr gibt. Wulstige Lippen als rassistisches Stereotyp? Für manche Zeitgenossinnen ist es ein erstrebenswertes Ideal und das Mittel dazu heißt Botox.