In Brooklyn hat jetzt das erste ›Robot-Café‹, die ›Bot-Bar‹ geöffnet. Hinter der Theke steht nicht mehr ein Barkeeper oder ein Barrista, auch keine Bardame, niemand mehr, bei dem man ein Getränk bestellen und sich auch ausführlich über sein miserables Leben unterhalten kann, wofür man sich dann mit einem großen Trinkgeld bedankt, nein, es ist ein sehr gelenkiger Roboter. Man bestellt nicht durch Ansprache, sondern berührt einen Touchscreen. Sexuelle Belästigung, die US- amerikanische Zwangsphantasie, ist damit für immer beendet. Aber der Bot-Keeper kann tanzen, was er in seinen imaginären Pausen auch tut, jedoch für sein Wohlbefinden keine Rolle spielt, denn als Automat ist er frei von allen menschlichen Schwächen, auch wenn die Café-Betreiber ihn mit menschlichen Züge zu versehen suchen, was aber nur in solch armseligen Beschreibungen wie der, daß er oder sie »ein leidenschaftlicher Dienstleister« sei, endet. Wo in seinem vollautomatisierten Körper die Leidenschaft verborgen ist, wird uns nicht mitgeteilt. Der Mensch generell neigt zum Anthropomorphismus. Aber lassen wir das, mit dem Bar-Bot haben seine Besitzer endlich keine Streitereien wegen der Arbeitszeiten mehr, denn er ist rund um die Uhr, 24 Stunden lang, verfügbar. Darin besteht wohl seine Leidenschaft, die den wirklich mit Leidenschaften begabten menschlichen Wesen völlig abgeht. Auf der Website der Bar stand bis vor kurzem noch der Satz »Menschen sind unberechenbar«, dann wurde er gelöscht, weil man sich vermutlich ganz menschlich für diese Gefühlskälte schämte, und ersetzte den Satz mit der Versicherung, man dürfe jederzeit »Konstanz in jeder Tasse« erwarten. Die robotgetriebenen Cafés rühmen ihrem dienstwilligen Helferlein nach, daß er die Menschen von der monotonen, repetitiven Arbeit befreie, auf der anderen Seite aber auch moralisch jedem Menschen überlegen sei, denn der Robot stiehlt nicht, verlangt kein Trinkgeld und muß niemals eine Toilettenpause einlegen. Das Flirten mit einer hübschen Bardame fällt allerdings weg, aber das ist auch gut so, denn man weiß, wozu das führt und das kann am Ende niemand wollen und gutheißen. Es wird indes niemals mehr solche Unterhaltungen geben wie die folgende, zwar fiktiv, aber nicht unwahrscheinlich, also ganz nach dem menschlichen Leben gezeichnet. In der amerikanischen Satire-Serie ›Frasier‹ (1993–2004) trifft sich der Radio-Psychologe Frasier Crane regelmäßig mit seinem Bruder Niles Crane, der als Psychiater tätig ist. Als das ›Café Nervosa‹ einem Musiker die Gelegenheit bietet, die Gäste des in Seattle gelegenen Cafés mit seiner Gitarre und seinem Gesang zu unterhalten, flüchten die beiden Brüder aus dem geliebten Stamm-Café. Bei seinen Versuchen, in Seattle ein anderes Café zu finden, stößt Frasier auf einen alternativen Coffee-Shop, in dem der Mann hinter der Kasse bereit ist, die vielen Differenzierungen, die man dort zur besseren Unterscheidung eingeführt hat, geduldig zu erklären:

– What size would you like?

– I think a large.

– I’m afraid we don’t have large, sir. We have piccolo, macho, mucho and mucho macho.

– I see. Do you happen to know what size would correspond to a ›Nervosa grande‹?

– No, but our mucho is about the same as the semi-colossal over at ›Don’t Spill the Beans‹.

– Ah. All right, I know that their colossal ist comparable to a ›Nervosa grande‹ so the semi-colossal would be three-quarters of a colossal. So the mucho and the semi-colossal would be equivalent, so I should have the mucho macho. But only fill it five-eights.