Viele einmal nützliche Berufe gibt es nicht mehr: der Gerber, der Besenbinder, der Kupferstecher. Heute gibt es dagegen Berufe, bei denen man sich fragt, wem sie eigentlich nützen: der ›Coach‹ und der ›Consultant‹ gehören ganz sicher dazu; dennoch begegnet man ihnen inzwischen überall, und jetzt sogar dort, wo man sie dann doch nicht vermutet hätte: im Wald. Sie nennen sich aber nicht, was vielleicht nahe liegen würde: Waldmeister, sondern: Ecotherapeuten. Sie erzählen uns, wie man gesund bleibt, wenn man im Wald spazieren geht. Um dem Ganzen mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen, erwähnen sie Studien von Wissenschaftlern, die mit komplizierten Meßmethoden herausgefunden haben, wie gesund das Gehen und das Laufen für den Menschen ist.
Zu den ausgestorbenen Berufen zählt man heute den Hungerkünstler (was nicht ganz stimmen kann, denn der ›Welthunger-Index‹ von 2018 berichtet von 821 Millionen Menschen, die auf der ganzen Welt hungern), aber ganz sicher wird einmal eine Zeit kommen, wo man die ›Ecotherapeuten‹ zu einer ausgestorbenen Spezies wird zählen können, weil die Menschen mit Hilfe des gesunden Menschenverstands darauf gekommen sind, was diese Coaches und Consultants eigentlich sind: Gaukler.
»Ich ging im Walde / So für mich hin, / Und nichts zu suchen / Das war mein Sinn.« (Goethe, 1815)