In einer ehemaligen Waffenfabrik in Toledo trafen sich die EU-Außenminister. Seit 1761 waren dort Schwerter, später Patronen hergestellt worden. Man beriet über weitere Gelder für die Ukraine. Der spanische Außenminister sagte: »Das ist doch eine großartige Metapher für das, was wir mit unserer Unterstützung der Ukraine erreichen wollen.« Die Begriffe Metapher und Symbol werden von Außenministern, nicht nur denen aus Spanien, gern durcheinandergebracht. Es mag ein symbolischer Ort sein, wenn man zum Thema von politischen Verhandlungen eine ehemalige Waffenfabrik wählt, und wenn es um die Finanzierung eines Krieges geht, der nach den jüngsten Einschätzungen mindestens bis ins Jahr 2027 andauern wird. So sind fünf Milliarden Euro von 2024 bis 2027 fest eingeplant. Der litauische Außenminister gab eine Prognose ab: »Wir werden an der Seite der Ukraine stehen bis zum ukrainischen Sieg.« In der Frage von Krieg und Frieden geht es auf beiden Seiten immer darum, für die eigene Seite den Sieg davonzutragen, auch wenn es schon vorgekommen ist, daß sich der Krieg unter solchen unbedingten Voraussetzungen lange hingezogen hat. Krieg macht offensichtlich müde und das gilt nicht nur für die Soldaten auf den Schlachtfeldern, sondern in ebenso großem Maße für die kriegsführende Öffentlichkeit, die für ihr Geld auch Erfolge sehen möchte. Sowohl der litauische Außenminister wie der EU-Außenbeauftragte spüren dies und konstatieren eine Ermüdung auf seiten der den Krieg finanzierenden Länder. Das viele Geld sei eine »Investition in den Frieden Europas«. Deshalb müsse man Geduld haben und der Ukraine nicht mangelnde Erfolge beim Zurückdrängen des Feindes vorwerfen. Das naheliegende Wort ›Durchhalten‹ fiel dabei nicht, dafür aber überschrieb die Große Frankfurter ihren Bericht aus Toledo mit der Überschrift: »Ein Mittel gegen Kriegsmüdigkeit«.
In der ›Fackel‹ vom 23. Mai 1918 (20. Jg., Heft 474–483, 153) hat Karl Kraus in einer Glosse sich des Wortes angenommen:

Kriegsmüde
— das ist das dümmste von allen Worten, die die Zeit hat.
Kriegsmüde sein das heißt müde sein des Mordes, müde des
Raubes, müde der Lüge, müde der Dummheit, müde des Hungers,
müde der Krankheit, müde des Schmerzes, müde des Chaos. War man
je zu all dem frisch und munter? So wäre Kriegsmüdigkeit wahrlich
ein Zustand, der keine Rettung verdient. Kriegsmüde hat man immer
zu sein, das heißt, nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg
begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeit werde der Krieg nicht
beendet, sondern unterlassen. Staaten, die im vierten Jahr der
Kriegführung kriegsmüde sind, haben nichts besseres verdient
als — durchhalten!