Dr M schrieb am Donnerstag, 25.1.2024:
Melanie Safka ist tot. Wer als Heranwachsender aus der Ferne das Woodstock-Festival vom August 1969 verfolgt hat, erinnert sich an Melanie, einfach Melanie, die bei strömenden Regen auf die Bühne trat, nur mit einer akustischen Gitarre, und ihre Lieder sang, die bald zum Gemeingut wurden und bis heute mit ihrem Namen verbunden werden: ›Lay Down (Candles in the Rain)‹, ›Beautiful People‹, später dann auch ›What have they done to my song, ma‹ (1970) und ›Brand New Key‹ (1971) und ihre Interpretation von dem Rolling Stones-Song ›Ruby Tuesday‹ (1970). Aber Melanie ließ jedes Jahr ein neues Album erscheinen und tourte fleißig auf der ganzen Welt und sogar, wenn ich mich nicht irre, vor ungefähr fünfzehn Jahren, in der Blues Garage. 1969, als Melanie in Woodstock auftrat, war es aus finanziellen Gründen mir unmöglich, nach Upstate New York zu fliegen und sie zu hören, und als angekündigt wurde, daß sie in der Blues Garage auftreten wird (wenn ich mir das nicht nur nachträglich einbilde), da wollte ich sie nicht sehen, weil ich meinte, es würde ein zu großer Schmerz sein, sein Idol, ein junges Hippiemädchen, gealtert zu erleben, denn damals war Melanie auch schon zweiundsechzig Jahre alt. Solchen Blödsinn spinnt man eben manchmal. Ihre Stimme hat mich von Anfang an verzaubert, etwas rauchig-heiser, aber ganz zart und bestimmt. Nun drehen sich die Langspielplatten und CDs auf den Tellern und bringen mir die Vergangenheit zurück. Auch das ist schmerzlich, aber auch schön, und letzlich bleibt ja auch vom gelebten Leben nur die Erinnerung an das, was gewesen ist, für einen kurzen, schönen Augenblick.