Zum 99. Geburtstag am 28. Juni 2025, für einen der größten Komiker und Parodisten der Gegenwart: Melvin Kaminsky, besser bekannt als Mel Brooks
Der Hinrainer Rudi, der hat einen Stil. International Flair! Er kann zwar kein Englisch, aber er frisst einen Sushi. Er sauft einen Bardolino. Fährt einen Mitsubishi. Außerdem ist er sowieso international, weil, er ist ja mit einer Thailänderin verheiratet. Seine Frau ist eine Thaifrau! Und zwar schon die dritte. Warum? Das ist nämlich auch interessant. Das ist jetzt zwar ein anderes Kapitel, aber der Rudi sagt, die Thaifrauen sind zum Anschauen wirklich anmutig – aber, sagt er, haltbar sind sie nicht. Er sagt, er hätte jederzeit aus seiner Sicht auch eine europäische Frau geehelicht. Das wäre ihm wurscht gewesen. Polin, Ungarin – scheißegal, sagt er. Aber jetzt kommt es – er sagt: Die europäische Frau hat sich seiner Meinung nach mit ihrem enormen Selbstbewusstsein im Grunde selber sehr geschadet. Gell. Das sag nicht ich, das sagt der Hinrainer Rudi.
Gerhard Polt: Der Europäer. In: ders.: Drecksbagage. Anwürfe, Unterstellungen, aber auch Ehrabschneidungen, Zürich 2008, 31–39 (38).
A: Was für ein Sommer dieses Jahr, und dabei haben wir die Monate Juli und August noch vor uns!
B: Jaja, es ist ganz schön heiß und soll kommende Woche noch heißer werden. Bis zu 36 Grad! In New York sind schon 39 Grad erreicht worden. Global Warming!
A: Ach, hören Sie doch auf mit diesen klimakritischen Phrasen, ich kann es einfach nicht mehr hören.
B: Sie haben mit dem Thema angefangen, nicht ich.
A: Da haben Sie recht, Entschuldigung, aber diese Hitze steigt mir in den Kopf und nachts schwitze ich wie ein Schwein, muß immer wieder aufstehen und das Nachtzeug wechseln und wenn dann der Morgen naht, fühle ich mich wie zerschlagen. Das Schlimmste aber ist: seit einigen Tagen friere ich tagsüber, es ist so, als wäre unter meiner Haut eine Eisschicht eingewandert. Dazu kommt ein Gefühl der Übelkeit und des Schwindels.
B: Wie bedauerlich. Dafür haben Sie draußen eine blühende Natur, wie man es im Sommer gewohnt ist. Wenn alles kalt und grau ist, können Sie zwar besser die Nacht überstehen, aber das ist dann auch schon alles. Die Aussicht darauf, daß bald schon wieder Weihnachten ist und in den Fußgängerzonen der Glühwein die Menschheit bedroht, ist ja auch keine schöne Aussicht.
A: Jetzt aber mal was Anderes. Haben Sie die sündhaft teure Hochzeit dieses Jeff Bozo mit dieser Schlauchbootlippenbraut in Venedig verfolgt? Das ist ja Kabarett live.
B: Es war schwer, diesem Pseudoereignis auszuweichen, die Medien haben sich darauf gestürzt wie eine Wespe auf das letzte Stück Zwetschgenkuchen in der Konditorei.
A: Allerdings! Es ging aber auch um viel Geld. Unglaublich, was diese Superreichen sich alles leisten können und wie sie das Geld aus dem Fenster schmeißen, als wären es Karamellen im Karneval.
B: Deshalb fand das Spektakel ja wohl auch in Venedig statt, wo in früheren Zeit wochenlang Karneval gefeiert wurde. Was müssen das für Zeiten gewesen sein! Wie schade, daß man das nicht miterleben konnte.
A: Venedig ist nicht mehr das, was es einmal war. Ein Doge hätte niemals diesem Bozo erlaubt, vier Tage die Serenissima zu okkupieren, auch nicht mit einer großen Geldspende an die Stadt, wie sie dieser Bozo getätigt hat.
B: Sie sprechen vom vielen Geld, das dieser Bozo, der übrigens richtig Bezos heißt und der Begründer des Versandwarenhauses ›amazon‹ ist, hat springen lassen. Eins verstehe ich dabei nicht: Wie kann ein Mann, der Milliarden Dollar flüssig zur Verfügung hat, am Ende eine Frau heiraten, die so aussieht? Eine Vogelscheuche allerersten Grades! Für so ein unansehnliches Wesen, das ja vielleicht innere Werte haben mag, gebe ich doch nicht das ganze schöne Geld aus. Und was noch schlimmer ist: Die hat der jetzt jahrelang am Hals. In diesen Kreisen halten solche Ehen möglicherweise nicht lange, aber ganz egal, wie lange er diese Person nun sein eigen nennen darf, es bleibt doch zu fragen: wieso ein so angejahrtes und aufgespritztes Modell, wo man für viel weniger Geld doch etwas weitaus Besseres bekommen kann?
A: Das sehe ich ganz genau so. Ich würde aber noch einen Schritt weiter gehen als Sie. Bei dem ergaunerten Reichtum dieses Herrn Bozo fragt man sich doch, wieso er sich auf eine Frau beschränkt hat. Wieso nicht zwei Frauen, drei Frauen, was sage ich?, einen ganzen Harem. Das Geld ist doch vorhanden und ich bin mir sicher, daß man auf der ganzen Welt ausreichend Frauenmaterial zusammenbringen kann, um einen netten Harem damit zusammenzustellen. Und vor allem junge, hübsche Frauen aus aller Herren Länder! Latinas, Muslimas, schwarze, weiße, gelbe Frauen, da bin ich ganz vorurteilslos. Alles zusammenkarren und dann vor die Weltmedien treten und sie mit ganzem Besitzerstolz den Kameras präsentieren. Das hätte Klasse und Stil. Aber das traut sich dieser kleine glatzköpfige Mann nicht. Er hat zwar viel Geld, ist aber völlig gefangen in einer kleinbürgerlichen Welt der Ein-Ehe. Pah!
B: So betrachtet, hat das viel für sich. Personen aus diesen Kreisen haben ohnehin keinen Ruf zu verlieren, können aber enorm hinzugewinnen, wenn es darum geht, etwas wirklich Aufregendes und Neues der Welt vorzuführen.
A: Da sind wir uns einig. Und im übrigen müßte dieser Bozo ja gar nicht die Ehe mit jeder der Frauen aus seinem Harem ›konsumieren‹, wie man das im US-amerikanischen Sprachgebrauch so nennt. Doch der ungeheure Neid, den alle Männer der Welt, ob nun Christen oder Moslems, empfinden würden, wenn sie wüßten, daß diesem Milliardär erlaubt ist, das zu tun, wovon diese auf eine Frau festgelegten Kleinbürger nur träumen können, das allein wäre ein maßloses Gefühl der Macht. Denn das ist doch wohl klar: es geht bei einem Harem nicht um Sex, sondern um die Darstellung von männlicher Macht.
B: Wenn es aber ganz stilgerecht sein soll, müßte dieser Herr Bozo vielleicht doch erwägen, wenn er sich so einen Harem einrichten läßt, daß er dann auch einen Haremswächter einstellt. Einen Eunuchen.
A: Uii! Guter Gedanke, aber sicher schwierig in der Ausführung, denn wo immer diese Vielweiberei stattfinden soll, ob in den USA oder Europa, wird man auf ethische Vorbehalte stoßen. Denn Sie wollen doch nicht bloß einen Haremswächter engagieren, der nicht vollkommen echt daherkommt, oder?
B: Sie meinen: Kastriert?
A: In der Tat, das muß dann schon sein, wenn man den Anspruch erhebt, einen authentischen Harem zu präsentieren. Ich denke aber doch, es sollte sich eine Lösung dafür finden. Wissen Sie, ich bin ja gelegentlich bei diesen am Starnberger See stattfindenden Symposien eingeladen. Letztes Jahr waren Marquis de Sade-Tage angesetzt worden, und da war ein hochinteressanter Vortrag eines Professors der Münchner Universität über jüdische Beschneidungsrituale und orientalische Kastrationstechniken angesetzt, also der war schon sehr eindrucksvoll, muß ich sagen. Nachher hat man sich dann beim Champagner über den Vortrag unterhalten und da sagte mir ein Teilnehmer, er kenne Ärzte, die würden gegen Aufpreis solche Kastrationen fachgerecht an entsprechenden Subjekten vornehmen. Die Operation an sich ist eigentlich keine große Sache, das geht alles ganz klinisch vor sich, so wie die Ärzte in Saudi-Arabien ja auch versierte Techniker sind und es noch nie zu ärztlichen Kunstfehlern gekommen ist, wenn dort den verurteilten Verbrechern eine Hand abgetrennt wurde. Genauso geht es dann auch bei der Gonadektomie zu; einmal zack, und ab ist der Balkon. Sicher, es ist ein heikles Thema, aber man nimmt für solche Prozeduren ja auch keine Westeuropäer, ja nicht einmal Osteuropäer, obwohl der Markt dafür langsam heranwächst. Nein, Personen mit der Ambition, sich einen privaten Harem einzurichten, stützen sich voll und ganz auf den südostasiatischen Raum. So ein Bangladeshi ist schon für 1000 Dollar zu haben, natürlich ohne die Kosten der Operation, das kommt extra. Aber dann hat man einen wirklich authentischen Haremswächter, der zudem von ausgewiesenen medizinischen Fachärzten behandelt wird. Auch für die Nachsorge ist alles vorbereitet. Andererseits sollte man auch den gigantischen US-Markt nicht ganz außen vor lassen. Die Gefängnisse dort sind ja ohnehin seit Jahren überfüllt. Wieso sollte man da einzelnen Subjekten nicht die Chance bieten, sich gegen Hergabe der Hoden vom Strafvollzug freizukaufen? Natürlich müßte man eine strikte Vorauswahl treffen. Ordinäre Vergewaltiger kämen von vornherein schon einmal nicht in Frage. So ein Milliardärs-Harem muß schon auf einem gewissen zivilisatorischen Niveau gehalten werden. Also, ich würde sagen: wenn unter diesen Verurteilten in den amerikanischen Gefängnissen einmal ein Bilanzfälscher ist (die haben sie ja öfter da drüben), da würde ich sagen: Ja, weshalb denn nicht? Der bringt eine gewisse Bildung mit, denn ohne eine solche wäre man ja nicht Bilanzfälscher geworden, nicht wahr? Und so würde sich so eine Person auch ganz unauffällig in den Harems-Haushalt einfügen lassen, meinen Sie nicht?
B: Tja, für diesen Herrn Bozo ist der Zug in dieser Hinsicht abgefahren, aber es gibt ja noch andere reiche Leute auf dieser Welt. Man darf gespannt sein. Das werden sich die internationalen Medien nicht entgehen lassen.
A: Darauf können Sie wetten. Ach, es ist doch immer wieder nett, mit Ihnen so ganz zwanglos über interessante Themen der Welt zu plaudern.
B: Das denke ich auch, dann bis zum nächsten Mal, Frau A.