1909 beschrieb der sozialdemokratische Philosoph Karl Kautsky die SPD in seinem Buch ›Der Weg zur Macht‹: »Die Sozialdemokratie ist eine revolutionäre, nicht aber eine Revolutionen machende Partei.« Fünfzig Jahre und zwei Weltkriege später trennte sich die Partei 1959 im ›Godesberger Programm‹ von allen revolutionären Floskeln. In Hannover wollen Ulrike Strauch und Adis Ahmetovic die lokale Parteiorganisation erneuern. Sie wollen Zuhören (in letzter Zeit ein sehr beliebtes Modewort) und die SPD dem Publikum als »geistige Heimat« anbieten, wozu denn auch gute Laune und Werte (immer wieder ein sehr beliebter Modebegriff), sogar christliche, gehören sollen. Der Ortsverein als »kultureller Treffpunkt«, die Partei als »geistige Heimat«. Aber wird es ausreichen, gute Laune und Stimmung zu verbreiten und die Partei als »cool« zu bezeichnen? Sind das nicht Floskeln aus dem Bereich des kommerziellen Marketing? Müßte man sich nicht zurückbesinnen auf das, was die deutsche Sozialdemokratie ausgezeichnet hat: die Bildung, und damit die Lektüre der Schriften, die erst das geistige Fundament der Partei gebildet haben. Ganz im Sinne von Friedrich Engels, der einen der Gründungsväter der SPD, August Bebel (Autor des Bestsellers ›Die Frau und der Sozialismus›) beraten hat: »Die deutsche Arbeiterbewegung ist die Erbin der deutschen klassischen Philosophie.«