Dr M schrieb am Sonntag, 10. Dezember 2017:
Im November 2015 kam die 2010 gegründete Band ›Wille & The Bandits‹ das erste Mal nach Isernhagen, oder, wie der Bassist Matthew Brooks gestern abend sagte: Eisernhagen. In der Ansage prophezeite Henry damals, daß alle, die heute nicht gekommen seien, etwas verpassen würden. Und er hatte Recht. Denn es war auch bei ihrem dritten Auftritt in der Blues Garage nicht nur die von Wille Edwards gespielte ›Weissenborn‹ (benannt nach ihrem 1863 in Hannover geborenen Erfinder Hermann C. Weissenborn), eine Lap-Steel-Slide-Gitarre, die während des ganzen Konzerts den Raum mit psychedelischen Fluidum füllte. Es war auch die Spielfreude dieser drei liebenswerten jungen Musiker, die die Bühne als ihren Spielplatz benutzen und unbeschwert musizierten. Sie erzählten vom Leben in ihrem Van, von Erlebnissen on the road, vom frühen Tod der Mutter des Bandleaders, von der Fraglichkeit des Fortbestehens unseres bedrohten Planeten: »As we sit in the eye of the storm we could lose the world we know / As the ice starts to retreat and the earth starts to glow / […] If we turn a blind eye there will be no way of going back / People will migrate from their lands, the climate will force them to attack.« Liebhaber von Musikinstrumenten konnten sich am Klang mehrerer Baßgitarren erfreuen, darunter ein mächtiger Kontrabaß, der leider nur ein Mal benutzt wurde. (Eberhard Webers selbstkonstruierter E-Kontrabaß und die Körperlichkeit von David Darlings Cello kam mir beim Anhören in den Sinn.) Überraschend war, wie auch die akustische Gitarre, elektrisch verstärkt, wie eine echte E-Gitarre sich anhörte. Und darin lag ein gewisses Problem verborgen, denn im zweiten Set gab es zunächst leise Akustikmusik, die aber nach einer Weile wieder in den übermächtigen Steel-Slide-Modus hinüberschwappte. Die Wirkung war enorm, aber es war dann doch so, daß jedes Stück in ein von Halleffekten getragenes Soundgewitter überging. Einen guten, nicht beabsichtigten Nebeneffekt hatte dieser brausende Donnerhall: man hörte nicht die chatterboxes (die Quasselstrippen, Labertaschen und Schnatterlieschen), die vor der Theke unausgesetzt sich laut unterhielten, als seien sie allein in ihrem Wohnzimmer. Vielleicht hätte das Erscheinen des freundlichen Hünen, der in der Garage für die Sicherheit zuständig ist, schon für Ruhe gesorgt. Er hätte nur einen Zeigefinger senkrecht auf die Mitte des Mundes legen müssen, unterstützt vielleicht noch durch einen mahnenden Blick, dann hätte man sich noch mehr freuen können über dieses sicher im nächsten Jahr in die vierte Wiederholung gehende Konzert.