»Das Verhältnis zu Liebe und Geschlecht ist für jeden Menschen das schlechthin Schicksalbestimmende. Bis ich völlig unbefangen auch meine Sinnlichkeit bejahen lernte, das dauerte lange. Heute [um 1930], wo die Beziehungen der Geschlechter, wenn auch nicht unbefangen und frei, so doch zweifellos leichter und froher geworden sind, heute ist es keinem mehr gegenwärtig, wie tief die alte Generation gelitten hat. Der junge Mann um 1890 hatte nur die Wahl zwischen zwei Frauenlagern, dem der sogenannt Anständigen, die geheiratet und der der sogenannt Gefallenen, die bezahlt sein wollten. Unser Herz aber gehörte den Verworfenen. Unser Herz begriff nicht den Undank gegen Frauen, die Freude bringen. Ja, die verworfenste Dirne erschien mir nicht nur anmutiger, sondern auch reiner und sauberer als die bürgerliche Damenwelt mit ihren scheinheiligen ›höheren Töchtern‹. Oft sprach ich Frauen an, die mir gefielen. Und immer wieder wurde mir die selbe Erfahrung zuteil: ich hörte nie das Wort ›Ich liebe dich‹, aber fast täglich: ›Dich möchte ich zum Vater haben.‹ Auf der großen Jagd nach Liebe, in welcher jedes Herz Jäger ist und jedes Herz Wild, jagen wir alle nur nach einem Wunschtraum, der sich nie erfüllt und nie erfüllen darf. Auch im leichtesten und losesten Liebesspiel überwogen menschliche Sympathien und Mitverantwortlichkeit für das Wohl des andern, trotz der in jedem Manne steckenden Bemächtigungs- und Herrenwilligkeit. So war mein Weg immer umsäumt mit klammernden Efeu und saugenden Lianen, liebenden, glaubenden Seelen, deren Hingegebenheit, Hilflosigkeit, Abhängigkeit mich zu Treue und Verantwortung zwang. Wir lieben alle an einander vorbei.«

http://de.wikipedia.org/wiki/Bella_Vista_(Hannover)

http://de.wikipedia.org/wiki/Schützenplatz_(Hannover)