Gedenktafel am Standort des Geburtshauses von Ludwig Klages, Warmbüchenstraße 27, Ecke Hedwigstraße
»Ludwig Klages, so oft ich diesen Namen gehört oder gelesen habe, da durchzuckte mich ein heller Strahl von Freude, als blicke ich in eine ewige Jugend und wüßte alles erfüllt, was ich von meinem Leben begehrt und erwartet habe. Denn was Klages sagte, galt für Lessing, und was Lessing sagte, galt für Klages. Für die Umwelt galten wir als zwei überdrehte, überspannte Jünglinge. Unsre Freundschaft blieb auf lange hinaus beschränkt auf fabelhafte Gespräche. Wir lasen kein Buch, wir sahen keine Landschaft, ohne daß wir nicht alles auf uns und auf unsere zweiseitigen Seelen bezogen. Und wenn wir philosophierten, waren wir glücklich. Ludwig Klages` spätere Verklärung des ›Lebens‹, die Vergötterung des Rausches, des Blutes, des Schicksals verbarg einen geheimen Haß gegen moralische Werte und deren Träger, den Willen und den Geist. Urbild des lebensfeindlichen Auswertens und Bemäkelns aber ward ihm: der Jude. Und wenn er ›Jude‹ sagte, dann meinte er — mich. In Wahrheit aber kämpfte Klages diesen vermeintlichen Kampf gegen Judaismus, Intellektualismus, Rationalismus gegen sich selber. Warum nur haben wir auf dieser freudenarmen Erde einander nicht die Treue gehalten?«